Die Geschichte der jüdischen Gemeinde

 

Die erste geschichtliche Erwähnung jüdischer Bürger in Schwanfeld datiert aus dem Jahr 1298, in dem die damalige Judenverfolgung ein verheerendes Ausmaß erreichte. 

Dieses frühe Datum ist bemerkenswert, da erst seit dem 11. Jahrhundert Juden in größerer Zahl, und dann vor allem in den damaligen Reichsstädten, dokumentiert werden konnten. Doch auch kleinere Gemeinwesen begünstigten ihre Ansiedlung, wobei die hohen Abgaben für Duldung und Schutz eine ergiebige Finanzquelle bildeten.

Bevölkerungsentwicklung der Bürger mit jüdischem Glauben

Schwanfeld hatte in früheren Jahren eine stattliche Anzahl jüdischer Einwohner. So hatte Anfang des 19. Jahrhunderts die Anzahl der Bürger jüdischen Glaubens ihren Höchststand in Schwanfeld. Die Zahlen datieren aus entsprechenden Volkszählungen.

 

Jahreszahl – Bürger mit jüdischem Glauben –  gesamt EW-Zahl

Jahreszahl Bürger mit
jüdischen Glauben
gesamte EW-Zahl
Schwanfeld
1816 230 619
1837 200 860
1867 170 931
1880 150 934
1885 185 873
1890 152 867
1900 114 887
1910 114 931

Zwischen 1936 und 1940 verließen 38 jüdische Einwohner das Dorf, von denen 28 auswanderten und 10 in andere deutsche Städte zogen. 1942 wurden von den noch 13 in Schwanfeld verbliebenen jüdischen Bürgern 11 nach Würzburg verbracht und von dort nach Izbige bei Lublin (Polen) deportiert. Die letzten beiden Bürger jüdischen Glaubens wurden im September 1940 nach Theresienstadt (Tschechei) verschleppt.

Im Jahre 1956 kehrte ein jüdischer Bürger (Ludwig Gutmann) aus russischer Gefangenschaft nach Schwanfeld zurück.

Foto: Daniela Schneider

Der jüdische Friedhof


Der hiesige jüdische Friedhof am Untereisenheimer Weg (heute Ludwig-Gutmann-Weg) wurde 1579 vom damaligen Grundherrn Konrad von Grumbach zu einem Kaufpreis von 30 Gulden (1 Gulden entspricht heute etwa 40 bis 50 Euro) verschrieben und zugelassen für die Beisetzung der Juden „5 Meil Wegs breit und lang um Schwanfeld“.

Heute umfasst der hiesige jüdische Friedhof mit seinen 2187 Grabstellen (2012 per GPS ermittelt) knapp 2 Hektar Land. Seit 1938 steht er unter Naturschutz und ist kostbares Kulturdenkmal. Der Friedhof befindet sich heute in sehr gutem Zustand und steht unter der Obhut des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern.

Diesen Friedhof benutzten bis 1940 folgende Gemeinden: Bibergau, Dettelbach, Estenfeld, Gochsheim, Untereisenheim, Theilheim bei Schweinfurt, Rimpar, Schwebheim, Estenfeld, Schwanfeld und Werneck, ferner die Zeilitzheimer jüdischen Bürger, die früher in Oettershausen saßen. Auch den jüdischen Einwohnern aus Schweinfurt stand der Friedhof zur Verfügung, teilweise auch noch nach der Eröffnung eines eigenen jüdischen Friedhofs in Schweinfurt im Jahre 1874. Schwanfeld stellte bis zuletzt den Totengräber und den Totenfahrer.

2020 wurde anlässlich des 75. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkrieges und damit des Endes der Gräueltaten des Nationalsozialismus im Gedenken an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Schwanfeld eine Stele enthüllt.

Die Gemeinde Schwanfeld ist Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V., um ihrer geschichtlichen Verantwortung Rechnung zu tragen und der Aussöhnung zu dienen.

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